15.04.2025
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Mehr Verkehrsunfälle 2024 in NRW

Zur NRW-Verkehrsunfallbilanz 2024 gibt Prof. Dr. Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein und verkehrspolitischer Sprecher des ADAC in NRW, folgende Statements:

Ihre Prämie: die Rathaus-Apotheken-Taschenlampe
Ihre Prämie: der Rathaus-Apotheken-Regenschirm
Ihre Prämie: das Rathaus-Apotheken-Windlicht

Prof. Dr. Roman Suthold zur NRW-Verkehrsunfallbilanz 2024: „Die Zunahme der Verkehrstoten in Nordrhein-Westfalen ist besorgniserregend. Ein Anstieg um fast 50 Prozent bei den getöteten Motorradfahrern zeigt, dass die Unfallprävention ein noch stärkeres Gewicht in der Verkehrssicherheitsarbeit bekommen muss. Unbelehrbaren Verkehrsteilnehmern müssen durch intensive Kontrollmaßnahmen, idealerweise als Anhaltekontrollen durch die Polizei, die Grenzen aufgezeigt werden.“
 
Prof. Dr. Roman Suthold zur gestiegenen Zahl an Motorradunfällen: „Bei Unfällen ohne Fremdbeteiligung verlieren Motorradfahrer meist auf kurvigen Streckenabschnitten die Kontrolle über ihr Fahrzeug, sie kommen von der Straße ab und stürzen. Wichtig ist, dass Biker ihre eigenen Fähigkeiten richtig einschätzen, mit angepasster Geschwindigkeit fahren und vorausschauend unterwegs sind. Die richtige Blickführung ist das A und O. Das bedeutet, dort hinzuschauen, wo ich auch hinfahren möchte, also zum Beispiel in die Kurve hineinzusehen. Dann geht das Motorrad automatisch mit und Gefahren lassen sich frühzeitig erkennen.
 
Auch Autofahrer müssen sich des höheren Aufkommens an Motorradfahrern besonders an warmen Tagen bewusst sein und beide Seiten mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Autofahrer unterschätzen häufig das Tempo von Motorrädern und sehen sie gerade beim Abbiegen wegen ihrer schmaleren Silhouette zu spät.
 
Der ADAC spricht sich vor allem auf den Hauptunfallstrecken für noch mehr Anhaltekontrollen durch die Polizei aus, denn nur wenn angemessene Strafen und eine hohe Wahrscheinlichkeit auf frischer Tat ertappt zu werden zusammenwirken, werden sich auch die auffälligen Biker besser an die Regeln halten. Bei den Kontrollen darf es aber nicht nur darum gehen, die Biker mit einem Bußgeld nach Hause zu schicken, sondern die aktive Aufklärungsarbeit sollte im Vordergrund stehen.
 
Wir empfehlen Motorradfahrern, regelmäßig an einem Fahrsicherheitstraining teilzunehmen, um das optimale Bremsen und die Kurvenfahrt zu trainieren und das Gespür für die physikalischen Grenzen des eigenen Motorrads zu verbessern. Auch erfahrene Biker können in Auffrischungskursen immer noch dazulernen.“
 
Prof. Dr. Roman Suthold zum Drogen-/Cannabis-Konsum im Straßenverkehr: „Drogen und Autofahren passen nicht zusammen. Das Fahren unter Wirkung von Drogen bleibt auch nach der Teillegalisierung von Cannabis weiterhin gefährlich und somit verboten, auch wenn der Nachweis schwieriger zu erbringen ist als etwa beim Alkohol. Die Einnahme von Drogen kann zahlreiche körperliche und psychische Auswirkungen hervorrufen, zum Beispiel die Einschränkung des Reaktions- oder Konzentrationsvermögens. Im Straßenverkehr kann das fatale Folgen haben, insbesondere wenn verschiedene Drogen gleichzeitig eingenommen werden oder zusätzlich Alkohol konsumiert wird.
 
Die Festlegung auf einen Cannabis-Grenzwert von 3,5 Nanogramm THC je Milliliter Blutserum im Straßenverkehr trägt der allgemeinen Teillegalisierung ebenso Rechnung, wie der Tatsache, dass der Nachweis von weniger als 3,5 Nanogramm THC kaum Rückschlüsse auf den Zeitpunkt des Cannabis-Konsums sowie die Fahrtüchtigkeit zulässt. Gleichzeitig sind nach wie vor viele Fragen offen – etwa wann davon auszugehen ist, dass ein regelmäßiger Drogenkonsum oder Missbrauch und damit eine Gefährdung für den Straßenverkehr vorliegt. Vor diesem Hintergrund braucht es dringend weitere Untersuchungen sowie bessere Messmethoden, die es auch Polizei und Behörden ermöglichen, sachgerechte Entscheidungen gerade mit Blick auf die Verpflichtung zu einer MPU zur treffen.“
 
Prof. Dr. Roman Suthold zur gestiegenen Zahl an E-Scooter-Unfällen: „Nach wie vor unterschätzen E-Scooter-Fahrer die Gefahren im Straßenverkehr. Den Menschen muss klargemacht werden, dass E-Scooter keine Tretroller sind, mit denen man als Kind über den Hof gefahren ist. Fahrten zu zweit oder unter Alkoholeinfluss erhöhen das Unfallrisiko nochmal dramatisch. Mehr Kontrollen durch das Ordnungsamt oder die Polizei wären wünschenswert, damit auch Sanktionsmöglichkeiten stärker genutzt werden können, um die Regeln durchzusetzen.“
 
Prof. Dr. Roman Suthold zur gestiegenen Zahl an Pedelec-Unfällen: „Pedelecs werden auch bei jüngeren Menschen immer beliebter. Gerade auf kurzen Strecken zwischen drei und zwölf Kilometern sind sie eine gute Alternative zum Auto. Allerdings kommt es immer wieder auch zu schweren Unfällen. Das höhere Gewicht und die stärkere Beschleunigung im Vergleich zum herkömmlichen Fahrrad werden häufig unterschätzt. Wir empfehlen deswegen allen Altersgruppen, den sicheren Umgang mit dem Pedelec regelmäßig zu üben, zum Beispiel bei Fahrtrainings von ADAC oder Polizei. So lassen sich nicht nur Stürze, sondern auch viele gefährliche Situationen im Straßenverkehr vermeiden.“

red