24.04.2024
2 Fotos

Lesergeschichte: Wandbild wird zum Fenster in die Vergangenheit

Unter dem Motto „Leser schreiben Geschichten“ veröffentlichen wir an dieser Stelle gerne Ihre Geschichte. Haben Sie auch etwas zu erzählen? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf, telefonisch unter 02403 708230 oder per E-Mail an annahme@filmpost.de.

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Lesergeschichte: Wandbild wird zum Fenster in die Vergangenheit

Ein Wandbild ziert seit kurzem die nördliche Fassade des Reisgen Hof an der Feldenendstraße 5 in Bergrath. Der Hof, der seit nunmehr 173 Jahren das Straßenbild prägt, wird seit 1907 von Familie Reisgen bewohnt – mittlerweile in fünfter Generation. Der Hof, an dem seit 1927 das Fuhrunternehmen Valentin Reisgen ansässig ist, wurde in den letzten Jahren sukzessive modernisiert und erstrahlt seit 2020 in warmen Farben, die Inspiration zur Farbgebung entstand beim Urlaub in Bernkastel-Kues. Der Innenhof wurde in eine blühende Ruhe Oase verwandelt. Das Gemäuer, welches größtenteils aus Bruchstein besteht, musste aufgrund eines Granateinschlags im 2. Weltkrieg verputzt werden, da zum Mauern unterschiedliche Materialien verwendet wurden. Noch heute wirkt die fensterlose Nordseite des Gebäudes traurig und trist. Lange überlegte Christian Reisgen, der den Hof heute in fünfter Generation mit seiner Frau Laura bewohnt, wie er der Fassade mehr Charme verleihen könnte. Werbefläche, Graffiti, Begrünung waren mögliche Ideen. Ein Werbepartner war schnell gefunden, die Beantragung der Genehmigung gestaltete sich jedoch als schwieriges Unterfangen, weshalb die Idee verworfen wurde. Ein Graffiti würde auch viele Blicke auf sich ziehen oder ein Wandgemälde, ähnlich wie Etagenjupp sich einst am Killewitchen verewigte. An Ideen mangelte es nicht und so entschied sich Christian schlussendlich dazu ein Wandbild auf eine Plane drucken zu lassen. Inspiriert wurde er von einem Projekt des Eschweiler Geschichtsvereins, welches an der Dürener Straße/Grabenstraße die alte Dürener Straße mit Tram zeigt – sozusagen der direkte Vergleich zwischen Damals und heute. Doch welches Bild könnte man nehmen? Es fand sich lediglich ein Bild aus den 1970er-Jahren, welchen den Straßenzug bei Starkregen zeigt. Ein Bild, welches wenig Interesse weckte. Da der Unternehmensgründer Valentin Reisgen, der 1927 seinen Fuhrbetrieb hier gründete, in diesem Jahr 125 Jahre alt würde, entschied man sich dazu, ihm ein Andenken zu bereiten und ein historisches Firmenfoto zu nehmen, welches Valentin und Gerhard „Jierett“ Emonds Anfang der 1940er-Jahre mit dem ersten LKW der Firma vor dem Hof zeigt.

Das vorhandene Originalbild war jedoch gerade einmal 8 x 5 cm groß und stark beschädigt, weshalb bei der Umsetzung des Projekts professionelle Hilfe benötigt wurde. Diese fand Reisgen schnell bei einer guten Freundin. Pia Kolvenbach ist im Eschweiler Karneval sehr für ihre grafischen Fähigkeiten bekannt und sie war sofort Feuer und Flamme für das Projekt. Sie rekonstruierte das Bild, vergrößerte es auf 350 x 250 cm und fügte den Namen ein. Sie riet zum sogenannten MESH-Banner, da dieses luftdurchlässig und sehr leicht sei.
Neben Valentin Reisgen sind als Unternehmer vergangener Zeit auch Peter Kaspar Reisgen (Landwirt und Fuhrmann/Feldenendstraße), Kaspar Reisgen (Kohlenhandel/Wendelinusstraße) und Peter Reisgen (Milchhandel/Cäcilienstraße) nicht wegzudenken, weshalb zu Ehren dieser der Stadtverwaltung ein Antrag auf Benennung einer Straße vorliegt.

Seit dem 10. April hängt das Bild nun und sorgt bei Nachbarn, Freunden und Bürgern für große Freude. Der Platz unter dem Bild wurde den Dorfvereinen der Ortsinteressengemeinschaft bereits als Werbefläche für ihre Veranstaltungen angeboten. Ein Schaukasten hat ebenfalls bereits Platz gefunden, hier können nach Absprache auch die Dorfvereine ihre Werbung aufhängen. Die restliche Fassade wird mit Kletterhortensien und Weintrauben in ein Blütenmeer verwandelt. Die ersten Pflanzen stehen bereits. Mit der Begrünung der Fassade werden neue Flächen für Pflanzen geschaffen, welche über die Fotosynthese CO2 speichern und somit einen positiven Effekt auf unser Klima haben können.

Das Projekt war ein voller Erfolg und stellte nicht nur die Familie zufrieden, sondern man konnte einen kleinen Beitrag an die Natur leisten, den Vereinen Werbefläche bieten und dem ein oder anderen der das Bild auf seinem Weg sieht ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Vielleicht finden sich ja weitere Flächen auf der sich ein Fenster in die Vergangenheit einrichten lässt.

Christian Reisgen