12.05.2024
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IHK-Konjunkturumfrage: Keine Aufbruchstimmung in der Wirtschaft

Die IHK Aachen gibt die Ergebnisse der neuesten Konjunkturumfrage bekannt.

Die Wirtschaft in der Region Aachen hat noch nicht aus der Konjunkturflaute herausgefunden. Aufbruchstimmung und Erholung bleiben zum Frühjahrsbeginn aus. Das ist das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, an der sich 339 Unternehmen mit rund 27.000 Beschäftigten aus der StädteRegion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg beteiligt haben.

Die meisten Unternehmen rechnen mit negativen Veränderungen in den kommenden Monaten. „Diese Skepsis hält nun seit rund zwei Jahren an. Das ist die längste Negativphase in den vergangenen 30 Jahren“, betont Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. Er fügt hinzu: „Wir beobachten aber auch eine positive Tendenz. Die Unternehmerinnen und Unternehmer sind aktuell weniger misstrauisch als noch zum Jahresbeginn.“

Die Geschäftslage der Unternehmen hat sich seit Jahresbeginn tendenziell weiter verschlechtert. Drei von zehn Betrieben sind mit der aktuellen Situation zufrieden, jeder fünfte Befragte meldet schlechte Geschäfte. Der Saldo liegt damit weiter deutlich unterhalb des Schnitts der vergangenen zehn Jahre. Die Ertragslage hat sich in den zurückliegenden Monaten ebenfalls deutlich verschlechtert. Das betrifft nahezu alle Wirtschaftssektoren. Bei vier von zehn Unternehmen sind die Erträge seit Jahresbeginn gesunken, nur halb so viele konnten ihre Erträge steigern. Das ist das drittniedrigste Ergebnis seit 15 Jahren. Einziger Lichtblick ist der Dienstleistungssektor, in dem die Betriebe mehrheitlich die Umsätze steigern konnten. Die Auftragseingänge ziehen hingegen langsam wieder an. Beim Export gehen die Industriebetriebe in den kommenden Monaten von Stagnation aus.

Die Wirtschaft sieht sich nach wie vor einer Vielzahl von parallel wirkenden Risiken ausgesetzt. „Die Herausforderungen bleiben komplex: Arbeits- und Fachkräftemangel, die schwache Inlandsnachfrage, steigende Arbeitskosten, die aktuellen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie weiterhin hohe Energie- und Rohstoffkosten. Diese multiple Gemengelage ist ein Bremsklotz für Planungssicherheit und letztlich für eine gesamtwirtschaftliche Erholung“, berichtet Bayer.

Entsprechend zurückhaltend zeigen sich die Betriebe bei ihren Investitions- und Personalplanungen. 6 % haben Kurzarbeit angemeldet, weitere 3 % rechnen kurzfristig damit.

Die Arbeitslosenquote in der Region Aachen ist seit Jahresbeginn auf 6,9 % angestiegen, liegt damit aber immer noch 0,6 Prozentpunkte niedriger als auf Landesebene (7,5 %). Im Vergleich zum Bund ist die Quote hingegen unverändert 0,9 Prozentpunkte höher (6,0 %).

Geschäftslage und Erwartungen der Befragten im Detail

Die Situation der Unternehmer in der Industrie hat sich seit dem Jahresbeginn kaum verändert. 28 % der Befragten sind mit ihren Geschäften aktuell zufrieden, jeder Vierte bewertet die Lage schlecht. Dennoch sind die Umsätze bei der Mehrzahl der Befragten in den zurückliegenden Monaten gesunken: 46 % der Betriebe melden einen Umsatzrückgang, 27 % berichten von einem Anstieg. 12 % der Industrieunternehmen haben zurzeit Kurzarbeit angemeldet, weitere 6 % rechnen damit kurzfristig. Die Auslastung der Produktionskapazitäten stagniert nahezu bei 79 % und liegt damit weiter unter dem langjährigen Durchschnitt von 80,8 %.

Die Lage der Dienstleister ist seit Jahresbeginn nahezu unverändert positiv. 36 % der Befragten berichten von guten Geschäften, 14 % sind unzufrieden. Der Saldo sank nur geringfügig von +26 auf +22 Punkte. Bei einem Drittel sind die Umsätze in den vergangenen Monaten gestiegen, ein Viertel meldet rückläufige Umsätze.

Im Handel hat sich die Lage der Unternehmer deutlich verschlechtert. Nur ein Sechstel der Befragten bewertet die aktuelle Situation positiv. Drei von zehn Betrieben melden schlechte Geschäfte. Die Tendenzen im Groß- und Einzelhandel unterscheiden sich dabei kaum. Im Großhandel sind aktuell nur 11 % der Befragten zufrieden, vier von zehn Unternehmer bewerten die Lage negativ. Im Einzelhandel melden 22 % der Befragten gute Geschäfte. Genauso viele sind unzufrieden.

Die Rückmeldungen des Baugewerbes befinden sich weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. 52 % der Befragten sind mit dem aktuellen Geschäft zufrieden, nur 1 % meldet eine schlechte Lage. Von positiven Geschäften berichtet insbesondere der Tiefbau. Der private Wohnungsbau hat durch höhere Zinsen und Preissteigerungen hingegen deutliche Rückgänge zu verzeichnen.

Der Exportumsatz in der Industrie blieb in den zurückliegenden Monaten weiterhin schlecht. Ein Viertel der Befragten berichtet von gestiegenen Auslandsumsätzen, bei 37 % sind sie gesunken. Die Auftragseingänge aus dem Ausland haben allerdings eine steigende Tendenz. 26 % der Betriebe verzeichnen mehr Exportaufträge, bei drei von zehn Befragten sind weniger Aufträge eingegangen. Mit einer weiteren Verschlechterung des Exports rechnen die Unternehmer nicht mehr. 23 % der Betriebe gehen von einem Anstieg des Auslandumsatzes aus, geringfügig mehr von einem Rückgang.

Die Ertragslage der Betriebe hat sich deutlich verschlechtert und erreicht den drittniedrigsten Wert der vergangenen 15 Jahre. Bei 42 % der Befragten sind die Erträge gesunken, jeder Fünfte meldet gestiegene Erlöse.

Eine kleine Mehrzahl der Unternehmer will in den kommenden Monaten ihre Investitionsausgaben erhöhen. 26 % der Befragten gehen von einem Anstieg der Investitionen aus, 21 % wollen sie senken. 9 % aller Betriebe wollen nicht investieren.

Auch wenn die Unternehmen nicht mit einer kurzfristigen Verbesserung der Konjunktur rechnen, geht eine kleine Mehrzahl der Befragten von einem Anstieg der Mitarbeiterzahlen aus. 23 % der Befragten rechnen mit einer höheren Beschäftigtenzahl. 17 % der Unternehmer prognostizieren einen Rückgang. Über die Hälfte aller Betriebe (55 %), die Einstellungen planen, möchte Schulabgänger und Auszubildende einstellen, 44 % suchen Mitarbeiter mit einem Fach- beziehungsweise Hochschulabschluss. Genauso gefragt sind Arbeitskräfte mit einer dualen Ausbildung (43 %). Etwas mehr als jedes dritte befragte Unternehmen sucht Fachwirte und Meister beziehungsweise Menschen mit vergleichbaren Abschlüssen. Rund ein Viertel beabsichtigt, Mitarbeiter ohne abgeschlossene Berufsausbildung einstellen.

Bei der aktuellen Konjunkturumfrage hat die IHK Aachen mit den Vereinigten Industrieverbänden von Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung e. V. (VIV) kooperiert und Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam befragt. Der Konjunkturbericht ist auf der Internetseite der IHK Aachen zu finden: zum Konjunkturbericht.

StädteRegion Aachen: Stadt Aachen
Die Situation der Unternehmer in der Stadt Aachen ist erneut sehr gut. 46 % berichten von einer guten, 6 % von einer schlechten Lage. Die Erwartungen haben sich leicht verbessert: 25 % der Befragten sind optimistisch, 18 % erwarten eine Verschlechterung der Geschäfte.

Übrige StädteRegion Aachen
Im ehemaligen Kreis Aachen hat sich die Lage der Betriebe verschlechtert, der Saldo sank um -4 auf 0 Punkte. 23 % der Befragten sind mit dem Geschäft zufrieden, ebenso viele melden eine schlechte Lage. Die Aussichten sind hingegen etwas aufgeklart: 22 % der Befragten erwarten eine positive Entwicklung, 24 % sind skeptisch.

Redaktion