Möbel Herten hält Schritt: Das Tischler-Handwerk im Wandel
Manch ein dickes Brett musste Johannes Herten bohren. Für sein langjähriges Engagement wurde er nun von der Handwerkskammer Aachen nun ausgezeichnet. Die Fäden bei Möbel Herten hielt er lange Jahre in der Hand, nun führen sein Sohn Felix und Neffe Thomas den Familienbetrieb mittlerweile in der fünften Generation zwischen Tradition und Moderne.
Dabei legt das seither in Langerwehe beheimatete Unternehmen Wert darauf, stets mit dem neuesten Entwicklungsstand zu arbeiten. Gar kein so leichtes Unterfangen, wie Familie Herten beschreibt. „Das fängt schon bei der Ausbildung an. Als ich im Vorstand des Prüfungsausschuss der Tischler-Innung Düren-Jülich aktiv wurde, setzte ich mich mit Themen wie Ausbildungsstruktur auseinander. Das Tischlerhandwerk hat sich grundlegend gewandelt, da heutzutage viel Arbeit von automatisierbaren Maschinen übernommen wird. Die Fertigungstätigkeiten änderten sich grundlegend. Meine Erfahrung war allerdings, dass sich dabei Inhalte der Ausbildung kaum anpassten. Die Lehrlinge lernten Sachen, die sie gar nicht mehr benötigten, während neuartige und notwendige Inhalte kaum eingebunden wurden.“, erläutert Johannes Herten die kritische Herausforderung in der Innung. Er hofft, dass die jüngere Generation einen modernen Zeitgeist mitbringt.
„Wir bei Möbel Herten haben uns jedoch stets damit befasst, uns neue Technologien anzueignen und diese dem Nachwuchs mit auf dem Weg zu geben.“, so die Einschätzung von Johannes Herten. Sein Sohn weiß, dass dies nicht nur eine Frage des Personals ist: „Die Umstellung auf neue Maschinen fand bei uns Schritt für Schritt statt. So war manch eine neue Maschine so schnell bei der Produktion, dass ein anderes Gerät die entsprechende Menge nicht in der gleichen Zeit weiterverarbeiten konnte. Seit vergangenem Jahr jedoch ist der Produktionsfluss wieder im Gleichgewicht. Dank Industrie 4.0 können alle Produktionsschritte über den Server bedient werden, da man die benötigten Maße und Angaben in einer Datenbank eintragen kann.“
Den Vorzug der Digitalisierung hat sich Felix Herten mit seinem Team zunutze gemacht, wenn auch im kleinen Maßstab. Das Unternehmen Möbel Herten, welches 1894 als Zimmerei und Tischlerei gegründet wurde, ist konstant gewachsen. Während man vor über 120 Jahren mit drei Mitarbeitern begann, zählt Herten heute mit der Tischlerei und den Küchen- und Möbelstudios mehr als 30 Mitarbeiter.
Ein Steckenpferd neben der Bereitschaft, dem Kunden viel zu ermöglichen, wenn es um das Mobiliar der eigenen vier Wände geht, ist die intensive Begleitung der Auszubildenden. Johannes Herten, der vor zwei Jahren vom Vorsitz des Prüfungsausschuss zurücktrat, hat einen großen Erfahrungsschatz. Nach 25 Jahren wohlgemerkt ehrenamtlichen Engagements im Prüfungsausschuss, zeichnete ihn die Handwerkskammer Aachen kürzlich mit der Verdienstnadel in Gold aus. Der Tischlernachwuchs liegt ihm gerade im eigenen Unternehmen am Herzen. Obwohl er bei hauptgeschäftlichen Aufgaben eher nur noch beratend seinem Sohn und Neffen zur Seite steht, kümmert er sich nachhaltig um die Tischler-Azubis.
„Das Handwerk zeichnet sich immer noch durch ein vielfältiges Aufgabenfeld aus.“, ist sich Johannes Herten sicher. Jedes Jahr stellt Möbel Herten einen neuen Lehrling ein, sodass bei drei Ausbildungsjahren ständig drei Lehrlinge in dem Betrieb tätig sind. Johannes Herten setzt sich ein und weiß, welche Fehler der Nachwuchs bei Prüfungen oftmals gemacht hat. Seine Stärke, die Arbeit an der Maschine, gibt er gerne weiter, führt aber im Betrieb auch Musterprüfungen durch, um die Lehrlinge gut vorzubereiten. Um die alltägliche Einbindung der Azubis in die Arbeitsabläufe des Unternehmens kümmert sich der junge Tischlermeister Marvin Sonntag.
Die Bilanz gibt Möbel Herten trotz der Herausforderung, willige Fachkräfte zu finden, Recht: 80% des Personals werden bei Herten selber ausgebildet, die „Ruhmeswand“ zeigt die erfolgreichen Prüflinge mit ihren Meisterstücken. Neben dem handwerklichen Beruf bildet Möbel Herten auch zur/zum Einzelhandelskauffrau/-Mann aus.
Manuel Hauck