20.05.2020
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Kontaktloses Training und das Warten auf den Verband

Am Wochenende hat die Fußball-Bundesliga ihren kontroversen Sonderweg beschritten und vor leeren Zuschauerrängen ihre Saison fortgesetzt. Von einem Spielbetrieb ist die Fußball-Basis, die nur noch die Grundidee des Spiels mit dem gegenwärtigen Profibusiness verbindet, noch weit entfernt. Vielmehr ging es bei den Amateurvereinen aus der Region nun zunächst um die Frage, ob sie das durch die Lockerungen erlaubte kontaktlose Training einführen.

In Eschweiler taten das gerade mal drei Klubs. Die Sportfreunde Hehlrath ermöglichten nach ausführlicher Einweisung ihren erwachsenen und jugendlichen Kickern Übungseinheiten unter Einhaltung von Abständen. Die Herrenteams und die Damen von Falke Bergrath schnürten ebenfalls wieder ihre Fußballschuhe. Seit dieser Woche gestatten die Falken auch B- und C-Junioren sowie den Juniorinnen das derzeit verändert gestaltete Training. Bei der 1. Mannschaft von Rhenania Lohn stand ein neuer Co-Trainer mit auf dem Rasen: Rafael Garcia Castel assistiert ab sofort Chefcoach Frank Raspe, der den Lohnern über den Sommer hinaus treu bleiben wird. In Langerwehe tat sich nach der zweimonatigen Corona-Pause schon etwas auf den Plätzen von Jugendsport Wenau (bisher nur Nachwuchsteams) und TuS Jüngersdorf.

Die anderen und damit der Großteil der Vereine sind zurückhaltend angesichts von Auflagen, Bußgeldern bei Verstößen gegen die Kontakt- oder Hygieneregeln und der Kontrollankündigung der Behörden. „Es ist eh kein vollwertiges Training möglich. Da steht der gesamte Aufwand in keinem gesunden Verhältnis“, meint Ingo Henk, Trainer des SC Berger Preuß. Einige setzen auf die für den 30. Mai avisierten, zusätzlichen Lockerungen für den Sport.

Der weitere Grund für das Abwarten: Noch immer ist unklar, was im Amateurbereich mit der seit dem 13. März unterbrochenen Saison 2019/20 geschieht. Trotz einer für Anfang Mai zugesagten Entscheidung erklärte der Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) nach wie vor nicht, ob er die Spielzeit abbrechen und werten oder sie zu einem späteren Zeitpunkt fortführen will, was wiederum die Saison 2020/21 in Mitleidenschaft zöge.

In allen umliegenden Verbänden (Niederrhein, Rheinland, Westfalen) ist inzwischen der Abbruch bereits beschlossen oder er gilt als sicher. (Dort steigen in dieser Ausnahmesituation nur Mannschaften auf und keine ab. Im nächsten Jahr gibt es dafür einen vermehrten Abstieg.) Außerdem drängen alle Klubs aus der Mittelrheinliga, der höchsten FVM-Spielklasse, auf einen Abbruch, u.a. wegen Vertragsangelegenheiten. Dies sind Fakten, die der FVM eigentlich nicht ignorieren kann. Allerdings hat sich der Verbandsvorstand den Weg des Abbruchs quasi verbaut. Er würde sein Gesicht verlieren, weil er vorab intensiv für die Fortsetzung warb und unter diesem Einfluss bei einer Umfrage unter allen Mittelrhein-Vereinen die kleinstmögliche Mehrheit (50,1 %) auch für dieses Modell stimmte. Eine missliche Lage für den FVM. Das Resultat: Stillstand. Die Klubs reagieren mit Unverständnis und Frust. Exemplarisch sagt Michael Hilgers, Team-Manager von TuS Langerwehe: „Es ist eine Endlos-Debatte, die zur Hängepartie mutierte. Wir können nichts planen, hängen in der Luft. Statt der vom FVM angekündigten Transparenz herrscht seit Wochen Funkstille. Das kann nicht sein!“

Tim Schmitz